Fr. Mrz 29th, 2024

Mit der Frage haben wohl fast alle Pfadfinder-Stämme zu tun: “Warum sollen wir die Kluft für die normalen Sippenstunden anziehen?”
Ein ganz paar fragen das auch bei Ausflügen, Fahrten, Aktionen – aber das sind wenige, denn schließlich haben sich ja alle mal zu dieser Kluft bekannt: sie haben erst “einfach so” in unsere Pfadfinderarbeit hineingeschnuppert, dann haben sie sich ein Fahrtenhemd gekauft, die Aufnäher erhalten – und irgendwann, nach einem Jahr oder mehr, von sich aus gesagt: “Ja, ich will bei euch dabei sein”. Oder im Originalton unseres Versprechens: “Ich will mit euch als christlicher Pfadfinder / christliche Pfadfinderin in Meute/Sippe und Stamm zusammenleben, allzeit für Kameradschaft und Gerechtigkeit eintreten und Hilfe geben, wo Hilfe notwendig ist.”
Dann gab es das erste Halstuch, und das gab es zur Vervollständigung der Kluft. Und am Anfang tragen es alle gerne, vielleicht sogar mit Stolz: ich bin Pfadfinder, und das zeige ich auch, mit meiner Kluft.

Aber mit der Zeit reißt der “Schlendrian” ein, man hat keine Lust mehr, sich nur für diese zwei Stunden in der Pfadfindergruppe umzuziehen, kommt von einer anderen Veranstaltung – oder findet es einfach nicht mehr so “cool”. (Unvergesslich ist mir in dem Zusammenhang, wie wir von einem tollen Pfadfinderwochenende viele Stunden mit dem Auto zurückfuhren und bei einer Rast an einer Autobahnraststätte jemand sagte: “Da gehe ich jetzt aber privat rein, ohne Pfadi-Klamotten” – und sich kurzerhand Hemd und Halstuch entledigte.)

Wir haben von Anfang an – das heißt schon vor der Gründung unseres Stammes – gesagt, dass das Tragen der Kluft immer eine freiwillige Angelegenheit sein sollte. Weil wir ja schließlich niemandem eine “Uniform” aufzwängen wollen. Sondern weil wir vielmehr ein Erkennungszeichen für unsere Gemeinschaf haben möchten.

Und genau darum ist es auch wichtig, dass ihr die Kluft möglichst häufig tragt. Als Zeichen unserer Gemeinschaft – und als Verzicht darauf, sich selbst besonders hervorzuheben: Es geht eben mal nicht darum, welch tolle Klamotten ihr habt und wie cool ihr ausseht (und wer gerade ein “You FM”-T-Shirt gewonnen hat), sondern es geht darum, gemeinsam mit einer Gruppe von ganz unterschiedlichen, individuellen Leuten für eine gemeinsame Sache einzustehen: für das Pfadfindertum, also für Engagement, für Hilfe, für das Handeln, wo immer es nötig ist (“allzeit bereit”), für den Outdoorspaß. Und es geht natürlich auch darum, anderen – der Öffentlichkeit-  zu zeigen: wir sind Pfadfinder.

Das ist keine Gleichmacherei. Ihr könnte auf eure Kluft alle Button packen, die euch lieb und wichtig sind (solange sie nicht gegen unsere gemeinsamen Ziele stehen), und ihr bleibt natürlich unverkennbare Persönlichkeiten, – so, wie wir euch alle kennen und schätzen. Aber wir betonen mit der Kluft eben zunächst mal das Gemeinsame.

Das ist ja nichts Ungewöhnliches. Jeder Sportverein hat sein Trikot, Schützenverein wie Feuerwehr kennen strenge Kleiderordnungen.

Aber wir wollen weiterhin, dass ihr die Kluft freiwillig tragt, dass ihr wisst, warum ihr sie tragt. Deshalb sind wir vom Leitungs-Team (Ranger & Rover) z.B. auch gegen Schuluniformen, weil man da keine Wahl hat, sondern weil man zwangsweise Schüler bzw. Schülerin ist und dann in dieser Rolle eine Schuluniform tragen müsste. Das wäre uns zu sehr von oben herab, quasi militärisch (und ihr wisst, darauf stehen wir gar nicht, wir werben für den Pazifismus und freuen uns über jeden, der den Kriegsdienst verweigert!)

Deshalb die Bitte an diejenigen, die inzwischen zu jeder Sippenstunde ohne Kluft kommen: überlegt nochmal, ob wirklich etwas dagegen spricht, unsere Pfadfinder-Klamotten zu tragen. Und sprecht eure Gruppenleiter ggf. darauf an. Denn wenn es da Unbehagen gibt aus irgendeinem Grund, dann sollten wir versuchen, die Probleme zu beseitigen.

Aber wenn es nur Bequemlichkeit ist, dann gebt euch einen Ruck. Denn auch das ist ein erwünschter Effekt: Man zieht ganz bewusst die Kluft an und weiß, “jetzt bin ich als Pfadfinder unterwegs – und verhalte mich auch so.” Darum dürft ihr die Kluft natürlich auch jederzeit sonst tragen, auch außerhalb unserer Pfadfinder-Veranstaltungen. Wenn ihr euch dabei so verhaltet, wie Pfadfinder eben öffentlich auftreten wollen, dann ist das wunderbar.  – Tragt die Kluft so oft es geht!

Siehe dazu auch:
Unsere Kluft (wo gehört was hin?)
Schönes Werbevideo “Wir tragen Kluft” vom BdP

2 Gedanken zu „Kluft: Bekenntnis statt Zwang“

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